Systemische Familienberaterin für Einzel-, Paar- und Familienberatung. Digital & deutschlandweit.

Familienpsychologische Gutachten – Vorbereitung und Begleitung (Teil 1)

Ich arbeite seit vielen Jahren mit den unterschiedlichsten Kanzleien im Bereich Familienrecht, spezifizierter Kindschaftsrecht zusammen. Umgang und Sorge sind neben den finanziellen Fragen, Themen, die jedes Elternpaar beschäftigt, sobald es zu einer Trennung kommt. Die Fälle, die ich mit den Jurist:innen begleite, sind häufig hochstrittig und sehr emotional. Der Ansatz neben der juristischen Begleitung auch die Vielzahl weiterer Themen (Entwicklungsfragen der Kinder, Kommunikation mit dem sogenannten Helfersystem, Begleitung bei anstehenden Begutachtungen usw.) aufzufangen, setzt einen Standard, der in der Ganzheitlichkeit im Familienrecht aus meiner Sicht einen Unterschied im Ergebnis macht. Ich möchte in der interdisziplinären Zusammenarbeit mit den Jurist:innen die Gestaltung und Entwicklung der sich neusortierenden Elternebene begleiten. Mir liegt die Entlastung im Konflikt sowie die kindliche Perspektive in den Trennungsfällen sehr am Herzen.

Wenn Sie gerade erst anfangen, sich mit dem Trennungsthema zu beschäftigen, ist vielleicht dieses Retreat etwas für Sie. Zusammen mit Svenja Auerswald begleite ich ein Wochenende lang durch alle möglichen Themenbereiche, die unter der Überschrift „Trennung mit Kind(ern)“ auf betroffene Elternteile zukommen. 

Begutachtung im Kindschaftsrecht: Fluch oder Segen?

Gemessen an den ersten Kontaktmomenten mit Klient:innen, die ich auf die Begutachtung vorbereite, würde die Frage für mich anders lauten: Was müsste passieren, damit das Gutachten für Sie zum Segen wird?

Viele Elternteile, die sich auf eine Begutachtung einlassen müssen, sehen vor ihrem geistigen Auge Fragen auf sich zukommen, die ihre Integrität und Kongruenz als Elternteile eines oder mehrerer Kinder unter die Lupe nehmen. Häufig tauchen Gefühle von Unzulänglichkeit, Entwertung der eigenen Fähigkeiten oder schlichtweg auch Angst davor, was das andere Elternteil erzählen wird, auf.

An dieser Stelle möchte ich Ihnen, die Sie vielleicht von einer anstehenden Begutachtung betroffen sind, ein paar Dinge ans Herz legen:

    • Gutachter:innen sind nicht dafür da, Lügen aufzudecken, sondern festzustellen, auf welchem Niveau Elternteile in der Lage sind, ihre Kinder in ihren Bedürfnissen zu erfassen und den anderen Elternteil im Leben des Kindes SEIN lassen zu können.

    • Seien sie achtsam im Umgang mit Erfahrungsberichten anderer betroffener Elternteile. Jede Geschichte ist anders. Jeder Elternteil ist anders. Jede Paarbeziehung ist anders. Jede Trennung ist anders. Jedes Kind ist anders. Ihre Geschichte hat nichts mit der Geschichte von anderen zu tun.

    • Vertrauen Sie in Ihre Beziehung zu Ihrem Kind oder Ihren Kindern. Es geht niemals – auch nicht in einem Gutachten (!) – darum, das perfekte, nie meckernde und stets bestens vorbereitende Elternteil zu kristallisieren. Das anordnende Gericht braucht eine fundierte Grundlage für die Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Kind. Fundiert heißt entweder durch Psychiater:innen oder Therapeut:innen.

Gutachten als Chance

Ich komme zurück auf meine Eingangsfrage: Was müsste passieren, damit das Gutachten für Sie zum Segen wird?

Vielleicht beantworten Sie die Frage damit, dass Sie nach Begutachtung festgestellt wissen wollen, dass Sie keine psychische Erkrankung haben, so wie es das andere Elternteil immer behauptet.

Vielleicht wollen Sie einfach festgestellt wissen, dass Sie erziehungsfähig sind, trotzdem Sie eine andere Einstellung zum Thema Erziehung haben als der andere Elternteil.

Vielleicht wollen Sie aber auch einfach mehr Zeit mit ihrem Kind verbringen dürfen und nicht mehr durch Pauschalbehauptungen, dass es dem Kind nicht gut tun würde, mehr Zeit mit Ihnen zu verbringen, daran gehindert werden. Gutachter:innen würden möglicherweise ein für alle mal feststellen, dass gemeinsame Kinder in beiden Haushalten gut begleitet werden können.

Sich das klar zu machen, ist ein Perspektivwechsel, der Handlungsfähigkeit nach sich zieht. Handlungsfähig zu sein, bedeutet die Kontrolle und Verantwortung für die Situation zu übernehmen. Mit Blick auf eine bevorstehende Begutachtung bedeutet dies in eine gute Vorbereitung einzutauchen.

Mit dem Thema der Vorbereitung auf ein familienpsychiatrischen/-psychologisches Gutachten beschäftigen wir uns im nächsten Beitrag. Ob mit oder ohne Unterstützung, es gibt auch einiges, was Sie dazu beitragen können, um sich auf ein Gutachten einzustimmen. 

Fazit:

Möglichst druckfrei und fokussiert durch eine Begutachtung zu gehen, ist eine Frage der Haltung. Es geht darum, einer dritten, fachkundigen Person einen Einblick in die familiären Beziehungen und Bindungen zu gewähren und ein Gefühl dafür zu bekommen, auf welchem Level es Elternteile schaffen, eigene Befindlichkeiten von den tatsächlichen Bedürfnissen eines Kindes zu trennen. d