Aus meinem Kollegenkreis hat jemand vor vielen Jahren mal ganz beiläufig etwas fallen lassen: „Man braucht in einem guten Beratungsprozess keine unglaublich aufwändigen Methoden, sondern in aller erster Linie ein Händchen für richtig gute Fragen!“
Und darum soll es in diesem Beitrag gehen. Richtig gute Fragen sind wirksam und bedeuten Perspektivwechsel, bestenfalls einen Ausweg aus Sackgassen. Etwas, das kein Hexenwerk ist und sogar richtig Spaß machen kann.
Ich gebe ein Beispiel. Zwei Menschen streiten in regelmäßigen Abständen immer in der gleichen Intensität, bei gleicher Ermüdung und ähnlicher Frustration. Gelöst wird nichts, stattdessen entfernen sie sich ob der Verletzungen voneinander. Alle Versuche, sich vorzeitig aus einer ankündigenden Eskalationsspirale zu befreien, scheitern. Eine andere Lösungsstrategie fällt ihnen möglicherweise nicht ein. Dennoch versuchen sie, etwas neues zu entwickeln. Sie hatten vereinbart, dass bei Erkennen eines sich anbahnenden Streits, Mechanismen eingebaut werden, die sie daran erinnern sollten, dass sie auch entscheiden könnten, nicht zu streiten. Über diesen Plan kommen sie nicht hinaus. In jeder sich ankündigenden Situation sind sie scheinbar Geiseln ihrer Umstände.
Sie wurden dann gefragt, worüber sie sprechen würden, wenn sie nicht mehr streiten würden. Welches wären die Themen, mit denen sie sich beschäftigen könnten?
Beide erkannten, dass ihr Streit eine Funktion für sie hat. Sie brauchten diesen Streit, um über etwas, was sie viele Jahre zuvor gemeinsam erlebt hatten, nicht sprechen zu müssen.
Die Wirksamkeit in diesem Zusammenhang bedeutet, das Symptom (Konflikte) durch das Aufdecken des eigentlichen Themas wirkungslos werden zu lassen.
Definitiv.
Bevor sich gute Fragen zu einer Situation finden lassen, braucht es erst einmal ein Verständnis für die Situation, für das Problem, für den Konflikt oder oder. Verständnis lässt sich über das Zuhören erreichen. Jemand anderem zuzuhören, bedeutet sich selbst leer zu machen und sich in die Situation des Gegenübers einzufühlen. Vielleicht kennen Sie das, Sie erzählen Ihrem Freundeskreis eine Situation und meistens reihen sich die ersten Stimmen schnell ein: „Kenne ich. Ist das Schlimmste, was einem passieren kann.“ oder „Bei mir war das auch so. Also, ich war vor einiger Zeit an diesem Ort und dann ist das passiert.“ Die Menschen sind dann mehr bei sich und ihren Erfahrungen und vergessen darüber, zuzuhören. Sie glauben, zu wissen, wie es dem Gegenüber geht. Das meine ich mit „leer machen“. Wenn wir weggehen von unserem Erfahrungen und mit unserer Präsenz des Verstehenwollens beim Gegenüber sind, finden wir in der Regel sehr schnell die richtig guten und weiterführenden Fragen. Natürlich ist das in Konfliktsituationen potenziert um die eigenen Emotionen leichter gewollt als getan. Es lohnt sich dennoch hier ein Übungsfeld zu entwickeln, denn Konflikte verlieren häufig an Kraft, wenn ein echtes Interesse an einem „Wie geht es Dir gerade?“ entsteht.
Die Art zu fragen, unterliegt unterschiedlichster Techniken. Manche davon fühlen sich flüssiger an, andere brauchen ein wenig mehr Übung.
gehen weg von dem Du und Ich im Jetzt, hin zu einer dritten oder vierten Person oder einem jüngeren oder älterem Ich:
kitzeln das „Hä? Wie jetzt?“ aus unserem Gegenüber:
entlasten sofort und verkleinern den Raum des aktuellen Erlebens:
lenken den Fokus auf die Kompetenzen, Fähigkeiten, Talente:
bestimmen die Größe der Sache:
Ich hoffe, ich kann Sie ein wenig anstiften, die eine oder andere Fragetechnik einmal auszuprobieren und einen neuen Blickwinkel auf eine vermeintliche Sackgasse zu gewinnen.
Trotz aller Versuche noch keine Frage gefunden, die weiter führt? Zögern Sie nich, sprechen Sie mich gern an. Manchmal geht es eben – siehe Beispiel oben – auch weniger um die lösungsorientierten Fragen, als vielmehr der Funktion eines Konfliktes, Problemes etc. auf die Schliche zu kommen.